KAPITEL 6

 

 

Auf welcher Farbe können wir stehen?

 

Auf der Suche nach der noch fehlenden Farbe machte sich also der kleine Zauberstern auf eine ausgesprochen lange und gehopste Reise. Hier und da hörte er dabei von sehr unterschiedlichen Ideen. Zum Beispiel von der Farbe Rosa. „Hmmm, nein, das ist ja nur ein helles Rot“, dachte der Zauberstern. Und weil der Gedanke nicht halb so durchdacht war, wie er es hätte sein können, schickte er gleich noch einen kleinen Piks mit dem Kitzelstrahl hinterher. Da es sich dabei zum Glück um die einzige Bestrafung handelt, bei der der Bestrafte lachen muss, war sie unter allen Sternen stets erlaubt.

 

Auf seiner Suche grübelte der Zauberstern sehr angestrengt über dieses bunte Dilemma nach. Er überlegte lange hin und her, bis er plötzlich für einen kurzen Augenblick alles um sich herum nur noch in Schwarz und Weiß erfassen konnte.

 

Das überraschte ihn aber so sehr, dass er sich gleich auf den Weg zu einem wahnsinnig alten, aber besonders schlauen Stern machte. Ihn befragte er zu der Besonderheit, die seinen farbigen Blick auf die Dinge kurzzeitig verstörte.

 

Der alte Stern fing mit ruhiger Stimme an: „Na, lass es mich bitte mal so erklären, wie ich es schon vor trölftausend Jahren von einem geschätzten Freund gelernt habe. Seit Anbeginn der Zeit gibt es schwarze Löcher im All, welche sich alles einverleiben können, was ihnen zu nahe kommt, sogar unser Licht. So ähnlich ist das auch mit der Dunkelheit. Schwarz ist zwar keine Farbe, bleibt aber immer dann übrig, wenn kein Licht mehr da ist.“

 

„Aha! Und Weiß?“, stellte der Zauberstern seine nächste Frage vorsichtig blinkend.

 

„Ja, Weiß besteht aus allen bekannten Farben, so wie das Licht der Sonnen. Wir schenken uns die Farben so oft gegenseitig, bis tatsächlich jeder Stern alle hat und dadurch unser Licht ganz weiß wird.“

 

„Soso“, murmelte der kleine Zauberstern in seine hell leuchtenden Strahlen. „Also sind Schwarz und Weiß in Wirklichkeit gar keine Farben sondern zwei unterschiedliche Eigenschaften?“

 

„Richtig!“, bestätigte der alte Sternfreudig überrascht.

 

„Was aber kann ich jetzt machen, wenn ich noch eine Farbe suche, die sogar im Regenbogen fehlt?“, fragte unser Zauberstern fast etwas verzweifelt.

 

Der alte Stern hatte auch hier sofort einen beruhigenden Ratschlag zur Hand: „Bei uns im dunklen kalten All wird es vermutlich schwierig für dich werden, diese Farbe zu finden. Aber auf der Erde, bei den Menschen soll es noch eine geben, das hat mir mal eine wilde Kometenfreundin erzählt.“

 

Kurz dachte der Zauberstern darüber nach und beschloss sehr spontan: „Also gut! Da muss ich hin, um herauszufinden, ob das stimmt. Vielen lieben Dank für deine Erklärung und ich hopse dann besser gleich los.“

 

„Ja mach das, und ich wünsche dir dabei viel Erfolg!“, erwiderte der hilfsbereite alte Stern, während er unserem kleinen Freund hoffnungsvoll hinterherblickte.

 

Wild blinkerte der Zauberstern und begab sich aufgeregt hopsend Richtung Erde. Dort angekommen, traf er ein kleines Mädchen, das sehr vertieft mit ihren Puppen im Garten spielte und den Zauberstern erst nicht bemerkte, bis er mit seinem Kitzelstrahl auf sich aufmerksam machte. Sie drehte sich um und musste sofort über sein merkwürdiges Hopsen und Blinken herzhaft lachen.

 

„Wer bist denn du?“, fragte sie ihn vergnügt.

 

„Ich bin der Zauberstern“, stellte sich unser kleiner Freund dem Mädchen vor.

 

„Der Zauberstern?“, wollte sie es genauer wissen.

 

„Ja, ein echter Zauberstern! Ich erfülle manchmal Wünsche und suche viele Antworten. Und du bist also ein Menschenkind?“

 

„Ja, das bin ich. Ein Mädchen“, fügte sie mit bestimmten Tonfall hinzu.

 

„Hast du auch einen Namen?“, blinkerte unser kleiner Freund aufgeregt und neugierig.

 

„Natürlich! Ich heiße Madeleine Püree“, erwiderte das kleine Mädchen ohne Scheu.

 

„Oh! Das ist aber ein toller Name“, freute sich der Zauberstern.

 

„Ich danke dir dafür. Willst du eigentlich etwas Bestimmtes von mir?“, erkundigte Madeleine sich jetzt ganz direkt.

 

„Ja, das will ich. Ich habe nämlich eine Frage an dich.“

 

„An mich?“, entgegnete Madeleine etwas erstaunt. „In Ordnung, stell sie mir einfach. Vielleicht kann ich dir ja helfen.“

 

Der Zauberstern begann seine Frage mit Bedacht. „Ich bin auf der Suche nach einer Farbe außerhalb des Regenbogens, weil ich gehört habe, dass es noch eine geben soll.“

 

Das Mädchen dachte kurz über das Problem nach, bis ihre freche Stubsnase plötzlich ganz leicht zu wackeln begann, und sie unseren neugierigen Freund mit folgender Antwort erstaunte: „Wenn du die Regenbogenfarben Rot, Grün, Gelb, Orange, Lila und Blau schon alle kennst, dann ist das eigentlich gar nicht mehr so schwer.“

 

„Wirklich?“, war der Zauberstern jetzt sehr gespannt.

 

„Ja wirklich! Du stehst oder hüpfst besser gesagt die ganze Zeit auf ihr herum.“

 

„Ehrlich, tue ich das?“ staunte der Zauberstern nicht schlecht.

 

„Jawohl. Die Farbe die du suchst ist nämlich das Braun der Mutter Erde. Sie ist, so glaube ich, die einzige Farbe, die nicht aus dem Licht der Sterne stammt, sondern sie entsteht aus der Erde, aus der alles mit Hilfe von Wärme und Wasser wachsen kann“, erklärte Madeleine dem Zauberstern ihre Auflösung.

 

Jetzt war unser kleiner Zauberstern vollkommen baff. Er stoppte sogar kurz mit dem Hopsen. „Oh! Du bist ja wirklich sehr klug. Ich stand also während unseres Gespräches die ganze Zeit auf der Farbe, nach der ich gesucht habe?“

 

„Ja, die ganze Zeit über“, bestätigte Madeleine.

 

„Dankeschön für deine freundliche Hilfe und bis bald!“, rief er noch zum Abschied und blinkte aufgeregt und glücklich hinfort, um all seinen Sternenfreunden davon zu erzählen.

„Bitteschön!“, rief ihm Madeleine Püree noch hinterher und freute sich schon so sehr auf seinen nächsten Besuch, dass sie gleich nochmal lustig mit ihrer Nase wackelte.

 

 

 



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