Die unglaublichen Abenteuer vom Leopesel und seinen Freunden


 

Kapitel 18

 

 

Das Zippeldi Pomp hatte  einen sehr guten Überblick. Es war direkt neben dem Pinselgefängnis auf den höchsten Baum geklettert und konnte von dort aus fast den gesamten Gefängnishof überblicken. Auch die beiden Farbenpolizisten waren gut zu erkennen und gerade mit dem Ritual der Wachablösung beschäftigt.

 

"Erschöpft", rief das Schimpfel eines seiner üblichen pf-Wörter.  Mehr Worte konnte es nicht am Stück sagen - jedoch stand dieser eine Begriff dann immer für einen ganzen Satz.  Sein Kollege, das Fürstchen Würstchen, arbeitete schon viele Jahre mit ihm zusammen, so dass es kaum mehr Probleme hatte, diese kurzen Mitteilungen zu verstehen.

 

Das Schimpfel hüpfte jetzt nervös auf der Stelle, da seine Ablösung kurz bevorstand.

 

Mit einem deutlichen "Hüpf" drückte es  verständlich seine Vorfreude aus und das Fürstchen Würstchen, das sich dauernd wie sein Chef aufspielte, salutierte vor dem hopsenden Untertan.

 

"Nimm gefälligst mehr Haltung an! Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedesmal bei der Wachablösung vor den Augen unserer Gefangenen solch ein albernes Gehampel aufführen?“

 

Mit einem zackigen "Pflicht" erwiderte das Schimpfel die Kritik seines Vorgesetzten und salutierte steif zurück.

 

Das Fürstchen Würstchen senkte seine grüßende Hand und befahl dem Schimpfel, vor dem Schlafen gehen, noch mal alle Gefangenen zum Abendessen antreten zu lassen. Es sollte außerdem stichprobenartige Kontrollen der Zellen durchführen und anschließend darüber Meldung machen.

 

Das Schimpfel hüpfte sofort los, als es mit dem Wort "Pflege" diesen  wichtigen Auftrag bestätigte.

 

Das Zippeldi verfolgte erstaunt was sich gleich auf dem Gefängnishof  abspielte. Das Schimpfel öffnete alle Türen und rief wild hüpfend: "Topf!"

Alle Gefangenen mussten zwei Schritte vor ihre Zelle treten. Dort sollten sie so lange stehenbleiben, bis die Kontrolle beendet war. Von seiner erhöhten Aussicht erkannte das Zippeldi Pomp deutlich, wer alles von der Farbenpolizei im Pinselgefängnis festgehalten wurde:

 

Aus einer Zelle trat ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum heraus - aus der daneben kam der Osterhase - er trug immer noch einen Korb bunt gefärbter Eier.

Aus der dritten Zelle fielen haufenweise verstörte Malkästen und Behälter mit Wasser-, Wachs- und Fingermalfarben. Auch irritierte Bunt- und Filzstifte, sowie Gläser mit bunter Tinte oder Schachteln mit Tafel- und Straßenkreide waren hier zusammen eingeschlossen worden.

Unzählige Gruselmasken für Halloween sahen das Schimpfel ziemlich teilnahmslos an, während die ihre Zellengenossen, die Karnevalskostüme orientierungslos umherirrten.

Aus einer anderen Zelle polternden Sprüh- und Lackdosen durcheinander mit unterschiedlich dicken Farbeimern heraus. Ein argloser Weber, der nur bunte Stoffe herstellte war ebenso verhaftet worden, wie ein dreister Werbeplakathersteller, ein kreativer Kunstmaler, ein langweiliger Familienfotograf und ein übertrieben fröhlicher Zirkusclown.

Eine Theaterschauspielerin samt Kostüm war gemeinsam mit Pipi Langstrumpf und Alice aus dem Wunderland eingesperrt. In einer anderen Zelle parkte sogar ein leuchtend rotes Feuerwehrauto neben einem gelben Pakettransporter, in dem noch der Zusteller saß und energisch hupte.

In dessen Nachbarzelle türmten sich unzählige traurige Schlauchboote, denen wohl bald die Luft ausging. Wasserdichte Campingzelte und Regenmäntel mussten sich ebenfalls eine Zelle teilen, was sie aber zum Glück nicht störte.

Auch einige Gummistiefel lagen dazwischen kopflos, aber paarweise herum.

Pyjamas, Nachthemden, Badehosen, Winterschals, grelle Sportbekleidung, aber auch ignorierte Straßenschilder, nervös blinkende Verkehrsampeln und wahnsinnig ausdauernde Fahrräder, herumliegende Elektroroller und rasante Motorräder.

Vor nichts, was künstlich eingefärbt wurde, oder dazu benutzt werden konnte, schien die Farbenpolizei Halt gemacht zu haben.

Nicht vor Menschen, Maschinen oder Mittel die dazu notwendig waren.

 

Das Zippeldi Pomp wollte schnell zurückeilen, um seine Freunde über die besorgniserregende Entdeckung zu unterrichten. Es ergriff dabei jedoch mit einem kräftigen Schwung, einen viel zu dünnen Ast. Mit lautem Geknacke stürzte es ab - direkt vor die Füße des Fürstchen Würstchen, das sich nicht wenig über den unabsichtlichen Besucher erschrak und wunderte...

 




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