Die unglaublichen Abenteuer vom Leopesel und seinen Freunden


 

Kapitel 13

 

"Puuh... meine tolle Muckelmaus. Du hast mich gerettet, aber wo warst du denn so lange?“ stöhnte das Räuberchen recht unverfroren, nachdem es aus seiner misslichen Lage befreit wurde.

 

Die Muckelmaus wehrte sich berechtigt, "mein lieber Paul Fridolin Räuberchen, zuerst einmal bedankt sich ein Geretteter bei seinen Rettern. Ohne die Giraffe hätte ich dich wahrscheinlich überhaupt nicht gefunden, und du würdest ganz bestimmt immer noch unverstanden aus deiner Seifenblase rufen."

 

Die Giraffe guckte zur Unterstützung etwas grimmiger drein. Vielmehr versuchte sie es, denn dauernd, wenn sie jemanden ernst anschauen will, beginnt sie dabei mächtig zu schielen. Immer dann, wenn sie streng auf andere wirken möchte, sieht sie also erst recht komisch aus.

 

Das Räuberchen war überrascht von seiner unhöflichen Reaktion und legte beide Ohren flach an. Es entschuldigte sich, "oh, verzeih mir bitte. Du hast recht. Ich habe wohl schlechte Manieren. Das war frech von mir - danke dir dafür, dass du mich gerettet hast. Ich danke auch dir, liebe Giraffe."

 

Die Muckelmaus machte eine abwinkende Handbewegung,

"ist schon in Ordnung, aber jetzt erzähle doch bitte, wie du in die Seifenblase gelangt bist. Und weißt du noch, wo wir deine Flinte wieder finden?"

 

Die Muckelmaus war neugierig, und die schielende Giraffe ebenfalls. Ihr Kopf war immer noch sehr nah über dem Boden, seitdem sie die Pfütze leer geschlürft hatte, damit sie die beiden besser verstehen konnte.

 

"Die Regenbogenflinte? Die müsste noch hinter unserer Höhle liegen - hoffe ich," antwortete das Räuberchen kurz auf die letzte Frage.

 

"Liebe Giraffe dürfen wir beide wieder mit dir zurück tänzeln?" fragte die Muckelmaus sehr höflich.

Giraffen gehen nämlich nicht einfach so dahin, müsst ihr wissen. Nein, das tun sie nicht. Aber sie schreiten, schweben oder tänzeln erhaben, wenn sie sich bewegen. Die Giraffe nickte und bot an, beide zurückzubringen.

 

"Also bitte, fang schon endlich an damit, mir von deinem neuesten Missgeschick zu berichten," beharrte die Muckelmaus auf eine ausführlichere Beschreibung.

 

Das Räuberchen kniff seine fast blinden Augen zusammen, stellte seine  recht gut hörenden Lauscher wieder auf, und fing an zu erklären:

"du weißt doch, bald ist der Geburtstag des Königs der Unfugzwerge. Ich bin dort eingeladen, damit ich zu seinem trölften Geburtstag eine Salve extra viele Regenbogenblasen abfeuere. Also reinigte und polierte ich meine Seifenblasenflinte, und überlegte sogar ernsthaft, die Löcher in meinen Stiefeln zu stopfen. Während ich gerade dabei war, die Flinte mit frischer Lauge aufzufüllen, hörte ich aus der Ferne ein Gedicht. Es war sehr leise, doch ich verstand einzelne Wörter ziemlich gut. Ich habe deutlich die Begriffe Schüssel, Gefängnis, Farben, Retter und Reude verstanden, und bin mir auch sicher, dass es sich reimte. Du weißt doch, wie schnell ich bei Gedichten die Konzentration auf alle wichtigeren Dinge des Lebens verliere. Ich glaube sogar, jemand hat versucht, mich damit zu rufen."

 

"Ach, was du nicht sagst," reagierte seine Freundin etwas argwöhnisch.

Die Giraffe schielte dazu wieder unterstützend, obwohl sie ja eigentlich versuchte ernst dreinzublicken.

 

"Doch doch, so glaube mir bitte. Vielleicht fällt mir wieder der vollständige Vers ein. Lass mich mal darüber nachdenken," erbat sich das  Räuberchen etwas  Bedenkzeit.

Es runzelte dazu eine besonders große Anzahl tiefer Stirnfalten. Damit sah es zwar keineswegs schlauer aus,  aber manchmal half es bei der Ordnung der Einfälle.

 

Es beschrieb nach einer Weile langsam, aber deutlich die Situation, die zum Flintenunglück führte, "sie riefen immer wieder laut meinen Namen und sagten dazu ungefähr folgenden Spruch auf:

 

Du kannst keine Schüssel hier finden,

die Mauern vielleicht überwinden,

im rauen Gefängnis der Farben

wird bang' der Prahlende  darben,

bis schielender Retter entschwebt,

und alle Ranken mit Reude belebt."

 

Die Muckelmaus staunte nicht schlecht,

"Bist du sicher? Sie meinen wahrscheinlich das Pinselgefängnis. Sie wollen vielleicht sogar die Farbenpolizei entmachten und die Gefangenen befreien. Das wäre ja ein tolles Abenteuer."

 

Das Räuberchen fügte noch hinzu:

"so ungefähr habe ich es jedenfalls verstanden, und als ich antworten wollte, muss ich beim Befüllen der Seifenblasenflinte irgendwie auf den Auslöserknopf geraten sein.

Die Blase verschluckte mich sofort und schwebte sachte mit mir davon. Obwohl ich sie alle von oben gut sehen konnte, hörten sie mich leider nicht. Ich war schalldicht eingeschlossen."

 

"Echt jetzt? Du hast sie gesehen? Mit deinen schlechten Augen? Wen hast du gesehen? Wie viele?" die Muckelmaus war außer sich vor Spannung und die Giraffe konnte wieder normal durch den Wald schauen, ohne so ulkig zu schielen.

 

Das Räuberchen beschrieb den Moment der Klarsicht, "ich kann es nicht erklären, aber durch die Wand der Seifenblase erkenne ich plötzlich alles richtig gut, als ob sie wie eine Brille funktioniert. Es waren vier. Ein bunt blinkendes Sternchen, ein furchtbar zappeliges Eichhörnchen, ein kleines Mädchen und ja, etwas Eigenartiges, das aussah wie eine Mischung aus Leopard und Esel."

 

"Ein Leopesel? Du hast ein echtes Leopesel gesehen? Ich dachte bislang, die gäbe es nur in Geschichten. Aus welcher Richtung kamen sie denn?"

 

Die Muckelmaus war wahnsinnig aufgeregt, ihr leckeres Abendessen längst kalt, und die Giraffe trug die beiden sanft schwebend in die Richtung, in die das Räuberchen seinen kleinen schmutzigen Zeigefinger streckte.

Dort hinten lag auch noch immer die Seifenblasenflinte frisch befüllt und unbeaufsichtigt herum...

 

 




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