Die unglaublichen Abenteuer vom Leopesel und seinen Freunden


 

 

Kapitel 12

 

"Huhu, Räuberchen, wo steckst du?" rief die Muckelmaus etwas besorgt durch den Giraffenwald. Sie war gerade mit dem Kochen fertig und wollte nicht so lange warten, bis das Essen wieder kalt wurde. "Ach, das Räuberchen ist mir schon einer..." seufzte sie noch leise hinterher...

 

Paul Fridolin Räuberchen ist nicht alleine. Seine Freundin Magdalena Muckelmaus hilft ihm dabei, sicher und unfallfrei durch das Leben zu gelangen, da es viel zu eitel ist, eine Brille zu tragen. Selbstverständlich führt das immer wieder zu ungewollt komischen Situationen oder gefährlichen Zwischenfällen.

Die aufmerksame Muckelmaus trägt nur deshalb eine Brille, damit sie fast keinen Moment übersieht, in dem sich das Räuberchen wieder ungeschickt verhält. Sie ist ebenfalls eine kleine Person, mit wuscheliger Haarpracht, die an einen unfrisierten Wischmopp erinnert. Sie kann Punkte gut leiden und trägt von Oben bis Unten gepunktete Kleidung. An den Füßen mag sie das ganze Jahr über bequeme Sandalen, aus denen zippelig ihre Mausezehen herausragen. Überall prangen große, kleine, runde, ovale oder ringförmige Punkte auf ihrer Kleidung, die sich anfühlt wie ein oberflauschiger Schlafanzug.

Die Punkte sind stets in einer Farbe, und die Kleidungsstücke in einer anderen, wobei die beiden Farben fast nie zusammenpassen. Dadurch fällt sie auf, wie ein elektrischer Marienkäfer in der Nacht, aber das Räuberchen kann sie deswegen viel besser erkennen.

In ihrem pausbackigen Gesicht mit zwei ehrlich braunen Augen, stechen die beiden roten Wangen hervor - besonders dann, wenn sie sich vor Lachen kräftig auf die Schenkel klopft. Dazu gibt ihr das Räuberchen hinreichend Anlass.

Sie meint es gut mit Paul Fridolin und erteilt immer dort schlauen Rat, wo er ihn braucht. Dieses wagemutige Maulwürfchen mit löchrigen Stiefeln aus denen andauernd widerspenstig die Ringelsocken herausgucken. Ein bisschen übermütig, etwas ungeschickt und fast blind vor Eitelkeit, weil es sich beharrlich weigert eine Brille zu tragen. Das Räuberchen, das ungestüme. Es ist ein entfernter Verwandter vom Zippeldi Pomp, was sich die meisten von euch wohl schon gedacht haben dürften, und wohnt seit sehr langer Zeit mit seiner Freundin zusammen in einer Räuberchenhöhle unter einem Giraffenbaum.

 

"Huhu, Räuberchen", wiederholte die Muckelmaus ihren Ruf etwas lauter.

Keine Antwort. Nichts als schweigende Stille. Ihr kurzes Mauseschwänzchen begann nervös hin und her zu zappeln, und sie machte sich auf den Weg zum nächsten Baum, um den gerade eine unbekannte Giraffe tanzte. Sie fragte die langhalsige Tänzerin, "Hallo Giraffe, sag mal hast du etwa das Räuberchen gesehen, oder weißt du, wo es gerade stecken könnte?" fragte sie mit aufgeregtem Tonfall, "das Räuberchen?" die Giraffe tänzelte noch immer und verstand nicht so recht, was die Muckelmaus von ihr wollte.

 

Die besorgte Freundin beschrieb ihren Paul Fridolin ein wenig ausführlicher, um der Giraffe bei der Erinnerung zu helfen:

"ja genau, ein kleiner Maulwurf mit einer  großen Seifenblasenflinte, einem breiten Schlapphut, einem grünen Mantel, bunten Ringelsocken und Stiefeln mit Löchern drin."

 

"Hmmm...", die Giraffe dachte gemächlich  darüber nach, während sie sich sanft an den Baum schmiegte. Sie war nicht die schnellste, müsst ihr wissen, und fuhr dann langsam fort:

"Stiefel, Schlapphut, Ringelsocken? - ahhhh  jaaaa, jetzt wo ich darüber nachdenke, fällt mir eine sehr merkwürdige Sache ein, liebe Muckelmaus."

 

"Merkwürdig? Was meinst du damit? Erzähle mir doch bitte, was du gesehen hast," flehte sie die groß gewachsene Tänzerin an.

 

Die Giraffe beugte sich zu ihr hinab und sprach ganz leise in Magdalenas große Mauseohren:

"vorhin ist jemand, auf den deine Beschreibung passt, in einer Seifenblase an mir vorbeigeschwebt. Ich konnte nicht verstehen, was er wollte, weil er eingeschlossen war, aber bis auf die Flinte passt deine Beschreibung ziemlich gut."

 

"Wirklich? Ach du meine Güte! Paul Fridolin in einer Seifenblase? In welche Richtung schwebte sie davon, kannst du dich bitte schnell wieder erinnern?"

 

Die Giraffe grübelte kurz und machte der Muckelmaus ein hilfreiches Angebot:

"komm, steig auf meinen Hals, ich nehme dich mit und zeige dir wo dein Räuberchen steckengeblieben ist."

 

Die Muckelmaus zögerte nicht lange, stieg auf und ritt auf dem Hals der Giraffe durch den rötlich leuchtenden Abendsonnenwald. Nach einer kurzen Weile kamen die beiden zu einer Stelle mit vielen großen Pfützen. Im vordersten dieser Miniteiche schwamm das Räuberchen eingeschlossen in einer Seifenblase, aber ohne seine Flinte.

 

"Räuberchen. Was machst du denn in einer Seifenblase? Wie konnte den so etwas passieren?  Warte! Ich helfe dir aus der verzwickten Lage."

 

Magdalena Muckelmaus beugte sich nach vorne, drehte die kleinen Giraffenwackelohren zu sich, und bat höflich um Mithilfe:

"liebe Giraffe, kannst du deinen Hals hinunter strecken und aus dieser Pfütze bitte das Wasser abtrinken?" 

 

Das die Giraffe zufällig auch noch durstig war, kam allen Anwesenden äußerst gelegen. Sie stellte die Vorderbeine auseinander und neigte ihren langen Hals geschmeidig nach vorne.

Während die Giraffe trank, hielt sich die Muckelmaus gut fest und sah dabei zu, wie die Pfütze immer leerer wurde und ihr Grund sich der Seifenblasenwand näherte.

Als ein spitzer Stein die schillernde Regenbogenblase berührte, platzte sie und das Räuberchen endlich war befreit...

 




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