Die unglaublichen Abenteuer vom Leopesel und seinen Freunden


 

 

Kapitel 17

 

"Ich weiß ja nicht, ob ich es richtig verstanden habe, aber es klang ungefähr so", begann das Räuberchen mit leicht zittriger Stimme, da es noch nie vor so vielen gespannten Zuhörern ein Gedicht aufsagen musste:

 

"Du kannst ohne Rüssel erblinden,

beim Lauern viel Zeit dir erschinden,

erbau'n das Verhängnis für Schaben.

 

Es darf der prahlen mit Narben,

dem kitzliger Vetter vergibt,

auch wenn er die Beule nicht liebt?"

 

Das Räuberchen verließ  Zeile um Zeile beim Vortragen der Mut  - und er klang dabei zunehmend unsicherer.

Das Zippeldi Pomp stürzte laut kichernd neben dem unglücklichen Dichter in den Waldboden. Das war das zweite Mal, dass es vergaß, dabei rechtzeitig seinen Mund zu schließen.

Das Leopesel starrte mit großen Augen kopfschüttelnd Richtung Madeleine.

 

Die musste unweigerlich etwas lächeln. Sie lobte höflich das Räuberchen und bat den Zauberstern um Berichtigung,

 

"Nun, liebes Räuberchen, das war zwar insgesamt ein interessanter Vortrag. Auch der Inhalt hört sich nach einer besonderen Geschichte an, aber was der Zauberstern auf der Tür zum Pinselgefängnis laß, unterscheidet sich doch sehr von deiner Version.

 

"Bitte, lieber Zauberstern, magst du es uns noch einmal vortragen, wie du es am Tor gelesen hast",

 

“Natürlich das mache ich gerne," antwortete dieser in ruhiger Gelassenheit aus seiner gemütlichen Feuerschale. Er erhob sich dazu kurz und leuchtete in die gespannten Gesichter.

Die Muckelmaus hielt sich immer noch am Räuberchen fest und das Zippeldi Pomp spuckte die Reste des Waldbodens aus.

Das Leopesel stand so vor Madeleine, dass sie ihre Hände auf dessen Schultern legte und der Zauberstern begann mit deutlichen Tonfall:

 

“Meine Freunde und Mitstreiter, folgendes Rätsel erwartet uns an der Tür zum Pinselgefängnis -

 

Du kannst meine Schlüssel erfinden,

die Mauern nur leicht überwinden,

 

im grauen Gefängnis der Farben

wird solang' der Malende darben,

 

bis schielender, quatsch, schillernder Retter entschwebt

und alle Gedanken mit Freude belebt."

 

Am Ende dieses Verses, ließ sich der Zauberstern wieder langsam zurück in seine Feuerschale sinken und blinkte dabei in den fröhlichsten Farben.

 

"Ach so, deshalb seit ihr auf der Suche nach dem Räuberchen gewesen,"

warf die Muckelmaus zuerst in die nachdenkliche Runde ein.

 

"Ihr denkt die Zeilen 'die Mauern nur leicht überwinden bis schillernder Retter entschwebt' gehören zusammen und bedeuten, dass wir mit unseren Regenbogenkugeln darüber fliegen können, oder?"

 

"Da helfe ich doch sehr gerne mit meiner Flinte,"

fügte das Räuberchen hinzu, bevor Madeleine noch ergänzte,

 

"Ja, genau, wir denken herausgefunden zu haben, wie wir die Mauern überwinden, aber  was uns dahinter erwartet wissen wir nicht. Wir können auch nicht sagen, wie sich die Farbenpolizei vor Eindringlingen zur Wehr setzten wird. 'Du kannst meine Schlüssel erfinden' bedeutet wahrscheinlich, dass wir für die Schlösser der Zellentüren etwas Fantasie brauchen werden.

Und um 'alle Gedanken mit Freude zu beleben', lassen wir einfach viele Zaubersternkiztelstrahlen auf alle niederprasseln."

 

"Ich bin aber schon gespannt, was uns auf dem Gefängnishof erwartet,"

ließ das Leopesel die anderen mit verdunkelter Miene an seiner Sorge teilhaben.

 

Das Zippeldi Pomp war jetzt schnell wie der Blitz mit einer Idee bereit. Es spuckte  noch die Reste der Tannennadeln aus und schlug vor,

 

"Ich könnte, pft pft, unauffällig aus einiger Höhe, pffft, und sicherer Entfernung die Lage im Hof beobachten und darüber Bericht erstatten, pft, pfffft."

 

Das Leopesel hielt sich sofort an seiner Nase fest, die wieder kräftig zu leuchten begann und machte einen weiteren Vorschlag,

 

"Ich könnte ein Ablenkungsmanöver starten, indem ich an der Tür klopfe und so tue, als hätte ich etwas Neues über den Regenbogenwandmaler in Erfahrung gebracht. Wenn sich der Zauberstern hinter mir versteckt hält, brauchen wir nur zu warten, bis die Tür aufgemacht wird und schon trifft er mit seinem  Zaubersternkitzelstrahl den Farbenpolizist."

 

Das Räuberchen war begeistert bei der Sache und sagte zustimmend,

 

"Wunderbar, euer Plan, denn in der Zwischenzeit kann ich mit der Muckelmaus und Madeleine über die Mauer schweben und im Innenhof landen. Die beiden können gleich danach beginnen, das Geheimnis der fantasievollen Gefängnistüren zu lüften. Ich halte solange den zweiten Wächter in Schach oder lasse ihn mit einer Seifenblase wegfliegen."

 

"Können wir denn zu dritt in einer Blase über die Mauer schweben?"

wollte Madeleine wissen,

 

und das Räuberchen antwortete,

"Iwo, wir schleichen uns mit dem Wind im Rücken an das Gefängnis heran, und ich schicke euch beide einzeln voraus. Damit ist die Chance am größten, dass es wenigstens einer oder zwei von uns schaffen, dort sicher zu landen.“

 

Madeleine stimmte mit lustig wackelnder Nase zu und rief begeistert aus,

"Das ist ein toller Plan - von uns allen. Mein Zippeldi Pomp, wann kannst du loslegen und Ausschau halten?

 

 

Das Zippeldi Pomp hörte die Frage vermutlich nicht mehr, denn es war bereits in schwindelerregenden Höhen unterwegs. Bei halsbrecherischen Kletteraktionen erreichte es eine gute Aussicht, um die Gemeinschaft der Farbenretter mit allen wichtigen Informationen zu versorgen. Das Gelingen hing auch davon ab, wie unauffällig das Zippeldi Pomp seine  Beobachtungen durchführen konnte...

 




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