Kapitel 17

 

Was kostet die Liebe?

 

Die Menschen sind zumeist ein seltsames Völkchen. Immer wieder schieben sie die Gewissheit beiseite, dass alles seinen Preis zu haben scheint. Sie gehen sogar so weit, dass sie Dinge, die sie haben wollen, einfach mit Geld bezahlen. Wenn sie ausreichend davon für den Gegenstand oder die Sache bezahlt haben, dann dürfen sie diese fortan ihr eigen nennen. Toll! Und erstmal auch sehr unkompliziert. Jedenfalls solange es sich um Gegenstände handelt, aber wehe dem, wenn es um eine Sache geht, die man nicht sehen oder anfassen kann, wie zum Beispiel Gefühle.

 

Da Sterne viel schlauer als Menschen sind und auch schon trölftausend Jahre länger existieren, haben sie für sich schnell eine einfache Lösung gefunden: Sie schafften das Bezahlen mit Geld vollständig ab. Nicht nur, dass plötzlich kein Streit mehr um den Wert verschiedener Materialien geführt wurde, nein, sondern seither waren alle miteinander gleich arm – oder eben reich. Da konnten die Sterne dann später nur staunen oder sich wundern, wenn sie von den albernen Streitigkeiten der Menschen über ihr sogenanntes Eigentum hörten. Sie wussten doch schon seit trölftausend Jahren, dass alles allen gemeinsam gehört und Teilen das Allerschönste im Weltall ist. Nehmen wir einmal unseren kleinen Freund, den stets fröhlich blinkenden und hopsenden Zauberstern. Er teilt alles, was er hat – gerne und freizügig – und er ist natürlich immer sehr neugierig.

 

Eines Tages, der kleine Zauberstern blinkte wieder einmal frech mit den Zaubersternkitzelstrahlen auf der Erde umher, schlich sich ein gar seltsames Wesen von hinten an ihn heran. Das sehr lustig aussehende Tier war ein sogenanntes Leopesel. Kein Mensch zuvor hat so etwas jemals erblickt – auch nicht Madeleine Püree, und die kennt ja wirklich vieles. Außer einem Leopesel eben. Zum Knuddeln süß und gar ungefährlich sah es aus – wie eine Mischung aus Leopard und Esel. Das Leopesel glaubte sogar fest daran, das einzige seiner Art auf der ganzen Welt zu sein.

 

„Hallöchen“, sprach es zu dem ausgelassen umherhopsenden Zauberstern und trabte aus seinem Versteck im dichten Gebüsch heraus. „Huch“, erschrak sich der Zauberstern und blinkte wild ein paar Kitzelstrahlen völlig unkontrolliert durch die Welt. „Wer bist denn du?“, fragte er, während er krampfhaft versuchte, auf einer Stelle zu hopsen. Zwei winzige Augen auf einer riesigen Nase schauten ihn freundlich  aus einem Gesicht mit zwei lustigen Wackelohren an. „Du bist mir ja einer“, entgegnete der Zauberstern und schickte dem Leopesel sogleich einen Kitzelstrahl auf die Nasenspitze. Kichernd verschwand es wieder im Gebüsch. „Vor mir brauchst du doch keine Angst zu haben“, versprach ihm der kleine Zauberstern. „Ich bin doch immer ganz lieb zu allen.“ Vorsichtig lugten die kleinen Äuglein mit der mega großen Knuffelnase wieder aus dem Gebüsch hervor. „Lieb sein. Was ist das?“, wollte das Leopesel wissen.  Den kleinen Zauberstern überraschte diese Frage so sehr, dass er wie ein übergeschnappter Malkasten anfing zu blinkern. „Weißt du, ich bin immer alleine und habe niemanden, der so ist wie ich“, sagte das Leopesel traurig.

 

 „Oohh, na dann will ich versuchen, dir das zu erklären“, begann der kleine Zauberstern: „Also zum Liebhaben, soviel habe ich schon gelernt, braucht es am besten zwei Lebewesen oder Sterne. Meine Freunde zum Beispiel habe ich alle lieb: Madeleine, Toralf und Blub. Auch den Brausewind. Und jetzt habe ich auch deine große Knuffelnase lieb – viel mehr kenne ich ja noch gar nicht von dir.“  Vorsichtig steckte das Leopesel seinen Kopf mit der struppeligen Irokesenfrisur aus dem Versteck. „Hast du mich auch lieb?“, fragte es den Zauberstern zögernd. „Aber na klar habe ich dich lieb“, entgegnete ihm der Zauberstern fröhlich hopsend. „Und?“, fragte das Leopesel mit seinen winzigen Knopfaugen vorsichtig: „Kostet das jetzt was? Hier auf der Erde gibt es nämlich nichts umsonst.“ „Ahaaa. Soso“, murmelte der kleine Zauberstern. „Da hat dir aber jemand fürchterliche Angst eingejagt und vermutlich hast du auch gar kein Geld?“, fragte er weiter. „Ich bin doch ein Leopesel und brauche jemanden zum Liebhaben, weil ich sonst immer ganz alleine die Zeit in meinem Versteck verbringe“. Dabei schniefte es noch ein bißchen aus der Riesenknuffe und seine Miniglotzer wurden ein wenig glasig. „Also, jetzt verrate ich dir mal drei Dinge, die ich über die Liebe weiß, obwohl ich noch sehr weit davon entfernt bin, alles darüber zu wissen“, beruhigte ihn der kleine Zauberstern:

 Erstens habe dich schon jetzt so lieb, wie meine anderen Freunde.

Zweitens kostet die Liebe kein Geld, sondern höchstens Vertrauen - und

Drittens ist die Liebe ein Gefühl, das sich vermehrt, wenn man verschwenderisch damit umgeht."

 

Jetzt staunte das Leopesel nicht schlecht. Man konnte sogar von Weitem sehr gut erkennen, wie es fröhlich seine große Nase aus dem Gebüsch streckte, um sich ein lustiges Küsschen von der Spitze des Zaubersternkitzelstrahls abzuholen. Seine kleinen Äuglein blickten nun sehr glücklich in die Welt, denn von nun an war es nicht mehr alleine.

 

 

 



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